
Interview
Interview mit Julian Hagander – Key Account Manager Pharma & Life Sciences im Facility Management
yES: Lieber Julian, im Juli 2021 hat Bouygues Energies & Services ein erstes Mandat für einen Schweizer Global Player* aus der Pharmabranche erhalten. Was macht das Facility Management im Bereich Pharma & Life Science speziell?
Julian Hagander (JH): Bei Mandaten im Bereich Pharma & Life Sciences bewegen wir uns nahe an sensiblen Produktionsprozessen. Für die Herstellung und den Vertrieb von Medikamenten und Arzneimitteln gelten sehr hohe Qualitätsstandards und Richtlinien, die als GxP-Richtlinien bezeichnet werden. Schliesslich muss die Einnahme der entsprechenden Produkte gesundheitlich unbedenklich sein und die gewünschte Wirkung entfalten.
yES: Was war deines Erachtens ausschlaggebend, dass Bouygues Energies & Services dieses anspruchsvolle Mandat erhalten hat?
JH: Aufgrund der hohen Qualitätsanforderungen gehen Pharma-Unternehmen keine Kompromisse ein. Qualität ist ein kritischer Erfolgsfaktor, denn das Wohlergehen der Firma und ihrer Investoren hängt entscheidend von der Gewährleistung der Qualität ab. Voraussetzungen sind funktionierende Prozesse, eine eingespielte Organisation und Personal, das mit den Gegebenheiten und Anforderungen vertraut ist. Des Weiteren sind auch die zwischenmenschlichen Beziehungen wichtig, gegenseitiges Vertrauen ist eine Grundvoraussetzung, ohne die ein solch anspruchsvolles Mandat nicht bewältigt werden kann. Der Kunde muss die Gewissheit haben, dass seine Liegenschaften bei uns in guten Händen sind. Im Rahmen des mehrmonatigen Submissionsprozesses konnten wir belegen, dass wir all diese Anforderungen erfüllen. Bouygues Energies & Services konnte sich aufgrund des grossen technischen Know-hows, der standardisierten Prozesse im CAFM sowie der eigenen hohen Anforderungen an die Arbeitssicherheit und das Wohlergehen unserer Mitarbeitenden gegenüber unserer Konkurrenz durchsetzen.
* Eine interne Richtlinie der Kundin untersagt Lieferanten und Auftragnehmern die Nennung des Firmennamens im werberischen Kontext. Selbstverständlich respektieren wir diese Regelung und verzichten an dieser Stelle auf die nähere Bezeichnung des besagten Unternehmens.

yES: Welchen Dienstleistungskatalog erbringt ihr für das besagte Pharma-Unternehmen?
JH: Wir erbringen an unterschiedlichen Standorten in mehreren Sprachregionen des besagten Unternehmens ein integrales Facility Management (FM), das heisst: Wir sind fähig, sämtliche Dienstleistungen aus einer Hand zu erbringen. Für die Kundin übernehmen wir neben technischen Services und der Hauswartung auch das Housekeeping, die Security, die Unterhaltsreinigungen, das Lieferanten sowie das Kantinenmanagement. Zudem tragen wir die Verantwortung für die Reinigungsdienstleistungen in den Produktionsbereichen, bzw. in den Reinräumen, welche wir mit eigenem Personal ausführen. Im vorliegenden Mandat sind im Rahmen der Übernahme der beschriebenen Leistungen 13 Personen von der Kundin zu uns gestossen und verstärken uns personell wie inhaltlich. Auch hier konnten wir die Kundin davon überzeugen, dass Bouygues Energies & Services einen grossen «TrackRecord» in professionellen und erfolgreichen Personalübernahmen vorweisen kann.
yES: Welchen Mehrwert erhalten Unternehmen der Pharma-Branche, wenn sie sich entschliessen, FM-Dienstleistungen an einen externen Provider auszulagern?
JH: Einen wichtigen Faktor stellen sicher die Kosten dar. Ein funktionierendes, eingespieltes Facility Management zu unterhalten, ist mit hohen Kosten verbunden. Eine Auslagerung verspricht in vielen Fällen eine deutliche Kostensenkung für Kundinnen und Kunden. Darüber hinaus bietet eine Externalisierung für ein Unternehmen die Möglichkeit, sich auf eigentliche Kerntätigkeiten zu fokussieren und keine Aufwände für den Aufbau eines Facility-Management zu betreiben. Im Vorliegenden Fall erwartet die Kundin auch, dass die Prozesse im Facility Management national standardisiert werden. Dies war bis dato nicht der Fall und die Kundin wusste, dass sie innerhalb der Branche diesbezüglich nicht auf Augenhöhe mit Ihrer Konkurrenz ist. Bei uns hat die Kundin nun Gewissheit, dass ihre Liegenschaften in guten Händen sind. Folglich kann sie sich vollumfänglich ihrem Geschäft zuwenden.
yES: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der Kundin?
JH: Die Zusammenarbeit empfinden wir als respektvoll und engagiert. Die Kundin ist – natürlich – sehr anspruchsvoll und es gelten strenge Richtlinien. Die Übernahme von 13 Mitarbeitenden der betreffenden Firma hilft dabei in mehrerlei Hinsicht: Sie sind mit dem Unternehmen und seiner Kultur vertraut und kennen Personen und Immobilien. Trotzdem war es eine grosse Herausforderung im Change-Management-Prozess, von einer dezentralen und unabhängigen lokalen Site Organisation zu einer zentralen, regional übergreifenden Account-Management-Struktur zu kommen. Wir sind nach wie vor in diesem Change, aber sämtliche Teammitglieder, sei es auf unserer Seite oder auch auf der Kundenseite, erkennen und schätzen die Vorteile der neuen Arbeitsweise. Dahingehend konnten wir eine sehr starke und professionelle Beziehung aufbauen und hoffen auch, diese in Zukunft weiter mit dem Dienstleistungsportfolio von Bouygues Energies & Services in der Schweiz auszubauen.
Wir erbringen an unterschiedlichen Standorten in mehreren Sprachregionen des besagten Unternehmens ein integrales Facility Management (FM), das heisst: Wir sind fähig, sämtliche Dienstleistungen aus einer Hand zu erbringen.
GXP – Was bedeutet das?
GxP bezeichnet Qualitätsrichtlinien in regulierten Branchen wie etwa in den Bereichen Lebensmittel, Arzneimittel, Kosmetik und Medizinprodukte. GP bedeutet «good practice», das X steht als Variable für verschiedene Bereiche, in denen die Richtlinie Anwendung findet. Beispiele sind etwa:
• Good Agricultural Practice (GAP)
• Good Manufacturing Practice (GMP)
• Good Clinical Laboratory Practice (GCLP)
• Good Laboratory Practice (GLP)
yES: Seht ihr denn bereits konkrete Möglichkeiten, die Zusammenarbeit mit der Kundin auf weitere Bereiche der Bouygues auszudehnen?
JH: Diese Möglichkeit besteht, denn die Kundin will sich vollumfänglich auf die Forschung und Entwicklung von medikamentösen Therapien konzentrieren und hat bereits entsprechende Vorkehrungen in diesem Bereich am Markt vorgenommen. Es obliegt uns, mit einem geeigneten Konzept das in uns geschenkte Vertrauen zu rechtfertigen. Unser gemeinsames Ziel ist es, für unsere internationale Kundin über die Landesgrenzen hinaus eine professionelle Organisation im Hinblick auf das Facility Management aufzubauen. Per Januar 2022 sind nun sämtliche Leistungen an allen Standorten «live» gegangen. Nun gilt es, diese anstandslos auszuführen und sich auf diesem ersten Teilerfolg nicht auszuruhen, sondern bereits weitere, für die Kundin entlastende Services anzugehen. Erste Ansätze sind im Bereich der Liegenschaftsverwaltung als auch im technischen Gebäudemanagement erkannt.
yES: Wie siehst Du die generelle Entwicklung des Sektors Pharma & Life Sciences bezüglich des Facility-Management-Potenzials?
JH: Die Pharmabranche ist nicht nur für die Gesamtwirtschaft von grosser Bedeutung, sie verkörpert auch den wichtigsten Wachstumsmotor der Schweizer Industrie. Der Sektor Pharma & Life Sciences ist allein im Kanton Zürich rund 10 % pro Jahr gewachsen in den vergangenen Jahren. Unsere Sales-Abteilung im Facility Management hat in den letzten Jahren vermehrt Anfragen aus diesem Sektor entgegennehmen dürfen. Speziell in den letzten 24 Monaten haben diese deutlich zugenommen. Bouygues Energies & Services versucht in der Schweiz bereits seit einigen Jahren, in diesem Bereich Fuss zu fassen. Dabei konnten wir vom gruppeninternen Know-how in Frankreich und in UK profitieren. Firmen im Gesundheits-Sektor geraten zudem zunehmend finanziell unter Druck, die F&E Tätigkeiten finanzieren zu können und die Margen weiter hochzuhalten. Dahingehend gerät nun auch das FM vermehrt in den Fokus. Dies spielt dem FM in die Hände. Jedoch muss sich die FM-Branche auch wappnen, um den hohen Anforderungen im Gesundheitsbereich gerecht zu werden.
yES: Welche dieser Aspekte, kannst Du mit deinem Team in der neuen Business Unit Pharma & Life Sciences bereits umsetzen?
JH: Unsere Kundin hat genau diese Entwicklung erkannt und sich entschieden, erste Tätigkeiten an Bouygues Energies & Services auszulagern. Um diese Bedürfnisse herum können wir uns nun mit unseren integralen FM-Services positionieren. Zusammen mit dem Business Development und meinen Kollegen Dimitri Zlatarev und Roger Tremp arbeiten wir daran, das Leistungsspektrum stetig zu erweitern und immer näher an die GxP-Prozesse des Kunden zu kommen. So können wir unser eigenes Know-how stärken und in Zukunft unseren Kunden eine noch breitere Palette an Dienstleistungen im Bereich GxP anbieten.
Ihre Ansprechpersonen

Julian HAGANDER
Key Account Manager Pharma & Life Sciences
Tel. +41 79 516 53 96