Story
Spannungsgeladenes Grossprojekt
Der Bau der zweiten Gotthardröhre ist ein Projekt der Superlative. Sie wird dereinst nicht nur der Entflechtung des Strassenverkehrs dienen, sondern multifunktional auch für andere Infrastrukturen genutzt werden können. Für die Planung einer Höchstspannungsleitung im Tunnel hat die Netzbetreiberin Swissgrid Bouygues E&S EnerTrans beauftragt.
Die Höchstspannungsleitung über das Gotthardmassiv führt vom Unterwerk im luzernischen Mettlen entlang der Reuss über Amsteg bis nach Airolo. Als sogenannte Gotthardleitung wurde sie 1958 fertiggestellt und bildet, wie auch die Lukmanierleitung (Lavorgo – Mettlen), einen elementaren Bestandteil, sowohl der schweizerischen als auch der gesamteuropäischen Stromversorgung.
Mit dem 2016 vom Stimmbürger beschlossenen Bau einer zweiten Gotthardröhre gewährte das Bundesamt für Strassen (ASTRA) Swissgrid die Möglichkeit, die Freileitung über den Gotthardpass im Abschnitt Göschenen – Airolo durch eine Kabelverbindung in einem Werkleitungskanal der zweiten Gotthardröhre unterhalb der Fahrbahn zu ersetzen. Damit entspricht sie den Vorgaben der vom Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation vorgegebenen Bündelung von Übertragungsleitungen mit Nationalstrassen und Eisenbahnstrecken, welche nebst dem Landschafsschutz auch eine haushälterische Bodennutzung verlangt.
Den Zuschlag für das von Swissgrid submissionierte «Mandat Fachplaner» erhielt mit Bouygues Energies & Services EnerTrans
Umfangreiches, anspruchsvolles Mandat
Den Zuschlag für das von Swissgrid submissionierte «Mandat Fachplaner» erhielt mit Bouygues Energies & Services EnerTrans die nationale Spezialistin für die Planung und den Bau von Hoch- und Mittelspannungsleitungen in der Schweiz. Marco Hutz, Leiter Engineering bei EnerTrans, ist als Projektleiter für die Beratung, die Planung und Projektleitung sowie eine reibungslose Zusammenarbeit mit allen involvierten Stellen verantwortlich. Das Mandat umfasst nebst der Planung der Kabelanlage im Werkleitungskanal und der Rohrblockanschlüsse Nord und Süd (ausserhalb der ASTRA-Baustelle) auch die Anpassung an die bestehende Freileitung. Ebenfalls Teil des Mandats ist der komplette Rückbau der bestehenden, rund 23km langen Höchstspannungsleitung sowie von ca. 60 Höchstspannungsmasten zwischen Göschenen und Airolo nach Inbetriebnahme der neuen Kabelverbindung.
Als besondere Herausforderung des Langzeitprojekts erweist sich der Umstand, dass bei Verkabelungen über längere Strecken auf höchster Spannungsebene punkto Zugänglichkeit und Langlebigkeit gewisse Abstriche gemacht werden müssen. Während Freileitungen eine Nutzungsdauer von mindestens 80 Jahren aufweisen, erreichen Kabelleitungen aufgrund der möglichen Zersetzung des Isolationsmaterials nach rund 40 Jahren das Ende der Lebensdauer. Bei Störungen können Freileitungen zudem visuell auf Beschädigungen überprüft und meistens relativ einfach repariert werden. Eine Kabelleitung wiederum erfordert eine Ortung der Störung, welche durch Spezialisten vorgenommen werden muss. Die Reparatur des Schadens ist darüber hinaus aufwändig, da in der Regel eine Kabelstrecke zwischen zwei Muffenstellen ersetzt wird. Dieses mehrere hundert Meter lange Kabel muss zunächst fabriziert und anschliessend verlegt werden.
Viele Herausforderungen – keine zu gross
Jenseits dieser technischen Aspekte stellt auch die Koordination mit den Nachbarprojekten des ASTRA sowie die bestehende Infrastruktur wie etwa beim Druckstollen des Kraftwerkes Lucendro die Planer vor Herausforderungen. Erschwerend kommen Naturgefahren und der Baugrund im hochalpinen Gelände hinzu. Potenzielle Deformationen aufgrund des Gebirgsdrucks sowie Gefahren durch Niederschlagsereignisse und saisonal durch Lawinenniedergänge, wie sie in ähnlich gelagerten Projekten Schwierigkeiten bereiten, sind im vorliegenden Mandat jedoch überschaubar. Für die Ingenieure von EnerTrans gilt des Weiteren, die Einhaltung und Umsetzung der Rahmenbedingungen einzuhalten, welche insbesondere Vorgaben bei der Ausgestaltung der Anlagen sowie den Bodenschutz beim Rückbau der Freileitungen umfassen.
Marco Hutz winkt ab, als er mit der Frage konfrontiert wird, inwiefern ihm diese vielen Erschwernisse Kopfschmerzen bereiten. «Wir freuen uns über dieses anspruchsvolle, spannende Mandat. Es bietet uns von Bouygues E&S EnerTrans die Möglichkeit, die ganze Bandbreite unserer Dienstleistungen von der Planung über die Koordination bis zum Bau der Kabelverbindung sowie der Anlagen an den beiden Portalen unter Beweis zu stellen. Als Projektverantwortlicher bin ich überzeugt, dass wir als Planer für alle technischen Herausforderungen die besten Lösungen finden und dem Projekt zum Erfolg verhelfen werden.»